Mittwoch, 5. August 2015

Braune Luft in Freital - Die Krise im ganz nahen Osten

Ein Großdorf in Sachsen versinkt im Chaos. Das beschauliche Freital kämpft verzweifelt gegen marodierende Horden aus dem Ausland. Ich war im Krisengebiet und habe mit Betroffenen aus beiden Lagern gesprochen.

 

Es ist ein ungemütlicher Donnerstagnachmittag hier in Freital, wo die Sonne sowieso nur noch hinter vorgehaltener Hand scheint. Ich bin mit dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative "FGUUND - Freital Gehört Uns Und Nicht Denen", Horst A. Ufsmaul, verabredet, um über die aktuelle Lage zu sprechen.
Im "Zur stählernen Faust", ein rustikal eingerichtetes Lokal, herrscht kaum Betrieb. Aus den Lautsprechern schallt zarte Marschmusik und von den Wänden lacht mich ein Mann an, dessen keckes Oberlippenbärtchen mich an irgendjemanden erinnert.
Wir beide kommen dann auch sofort zur Sache.
"Freital", so der Horst, "war mal ein richtiges beschauliches Örtchen!" Dann schaut er nach Draussen. Dort huscht gerade eine Frau mit Kopftuch verängstigt vorbei, bemüht, den grimmigen Blicken von Horst auszuweichen.
"Bis die da gekommen sind!", fügt er hinzu. "Alle haben uns gewarnt. Die nehmen euch die Arbeitsplätze weg und rauben eure Frauen, haben sie gesagt."
Ich frage ihn, ob er auch betroffen sei.
"Ich? Nee! Ich war doch noch nie arbeiten, zum Glück! Mir können die da nichts wegnehmen. Und an mein Hartz kommen die ja auch nicht ran!" Dann schaut er sehnsüchtig nach draussen und wirkt plötzlich traurig.
"Meine Alte ist auch noch zu Hause.", fügt er hinzu.
Wie macht sich die Ablehnung gegenüber den Asylsuchenden in der Einwohnerschaft Freitals bemerkbar, frage ich ihn. Doch ich schaue in ein fragendes, ausdrucksloses Gesicht. Schnell korrigiere ich mich; bei den Deutschen hier gegen die Andern. Horsts Miene klart auf.
"Wir bakottieren hier wo wir nur können! Keiner kauft mehr Döner bei den Türken, nur noch Bier. Aber auch nur, weils da so billig ist. Sonst geht da keiner mehr rein!"
Jetzt müsse er auch schon wieder los, ab in den Fittenladen Kippen kaufen für die nächste Demonstration.

Das große braune Stadtwappen

 

Später treffe ich mich mit Ahmed S., einem Flüchtling aus dem umkämpften Asylbewerberheim in Freital. Er bittet mich in sein Zimmer und schenkt mir Tee ein.
Wie war sein erster Eindruck von Freital?
"Wir haben nicht viel mitbekommen.", erzählt er. "Als wir ankamen, hatten wir einen Sack über dem Kopf, mit einem kleinen Loch zum Atmen. Ich konnte erkennen, dass es Nacht war und nebelig. Nachdem der Sack ab war, konnte ich das große braune Statdwappen von Freital sehen, dass unten über dem Empfang hängt."
Dann dreht er sich um und deutet hinter sich auf ein Bild.
"Und in jedem Zimmer hängt ein Bild von einem kleinen Mann mit einem niedlichen Bart.", er schmunzelt. "Der sieht lustig aus. Vielleicht ein berühmter Komiker hier aus der Stadt."

Wir reden viel und lange. Er erzählt mir Geschichten aus seiner Jugend und wie er seine Kindheit in seinem Heimatland verbracht hat, bevor der Krieg kam und seine Eltern und sein Bruder durch eine Bombe getötet wurden. Ich lerne auch seine Frau und seinen Sohn kennen.
Ob ihm auch schon Fremdenfeindlickeit begegnet ist und wie findet er es hier in Freital zu Leben?
"Es geht.", sagt er. "Es gibt hier Regeln an die man sich hier als "Anderer" halten muss, dann passiert eigentlich auch nichts."
Welche Regeln das seien, frage ich.
"Wir Asylis dürfen uns auf den Straßen jeden Tag zwischen 13:30 Uhr und 14:00 Uhr frei bewegen. Wer danach oder davor erwischt wird, wird zu Klump geprügelt! Uns geht es aber soweit gut. Meine Frau hat sogar eine Arbeit gefunden. Sie putzt die Wohnung bei einem gewissen Horst."
Ich verbschiede mich höflich und gehe noch ein bischen durch die Straßen.

Unterwegs in Freital

 

Ich treffe einen Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte. Nennen wir ihn einfach Adolf. Er erzählt von diesem Anschlag auf einen hiesigen Linke-Politiker.
Anschläge findet Adolf nicht so gut, aber bei dem war es genau richtig.
"Der hat jetzt echt gesagt, hier wohnen zu viele Ronnys und Chantals! Dabei kenn ich hier nur 3 Ronnys! So viele sind das doch auch nicht!"
Er dreht sich zu seiner Freundin um.
"Los Chayenne, wir müssen noch beim LIDL, weil die Zigaretten!"

Im Tante-Emma-Laden an der Ecke unterhalte ich mich mit der Verkäuferin Eva B.
Sie findet das mit den Ausländern doof.
"Deren Gören haben Kleider, die haben meine Kinder nicht! Ich hab ja nichts gegen so welche, aber die können ruhig mal wieder weg! Hier gibt es nichts zu wohnen!"
Ich habe genug.

Fazitöse Heimreise

 

Der Zug setzt sich langsam in Bewegung. In ein paar Stunden bin ich wieder zu Hause in Berlin. Noch einmal schaue ich aus dem Fenster. Hinter den Gleisen sehe ich gerade, wie sich ein Mob Freitaler mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnet auf einen wehrlosen Mann stürzt, ihn zu Boden reist und unter sich begräbt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir den Grund dieses Handelns. Es ist 14:05 Uhr, die Auslaufzeit der Asylbewerber ist abgelaufen und einer hat es nicht rechtzeitig zurück ins Heim geschafft!

Was bleibt nach dieser Reise?
Es ist traurig zu sehen wie überall von der großen Akzeptanz und dem Miteinander in Deutschland gesprochen und doch so selten gelebt wird. Hier in diesem Land sind immer alle theoretisch furchtbar tolerant, wenn es aber konkret wird tatsächlich mal die helfende Hand hinzuhalten, dann sollen das mal lieber andere machen und man selber will ja gar nicht.
Die Situation in Freital zeigt es ganz deutlich: Die Einwohner sehen sich nicht als rechts oder gar ausländerfeindlich, weil es heutzutage ganz normal geworden ist mit Menschen aus anderen Ländern so umzugehen.
Ich halte viele von den Freitaler Ronnys und Chantals für zu blöd ein Loch in den Schnee zu pinkeln. Diese Menschen leben in ihrem eigenen Universum, das sind ganz kleine Tassen.
Trotzdem dürfen wir nicht die Augen verschließen vor Gewalt gegen Ausländer und den Menschen die ihnen helfen wollen!

Es bleibt zu hoffen, dass sich irgendwann Einsicht in das kleine Städtchen einkehrt, aber wohl erst dann, wenn es komplett entkernt und neu bewohnt wird.

Bis demnächst

Thomas

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